Sie wurde geliebt und betrogen, beneidet, abgelehnt und als Spionin verhaftet, Das Leben ersparte ihr nichts: Als Olga von Leonowa 1910 in eine Villa hoch ober dem Rhein im badischen Städtchen Laufenburg zog, munkelten die Menschen, sie sei eine russische Prinzessin. Nur wenige ahnten, dass sie eine begnadete Neurowissenschaftlerin war, deren Forschungen an Embryonen die medizinische Welt verändern sollten. Freud und Alzheimer zählten zu ihren Kollegen. Doch sie blieb am liebsten für sich, sprach nur mit wenigen über ihre – zur damaligen Zeit für eine Frau sehr ungewöhnliche – Forschung. Auch bezüglich ihrer Herkunft hielt sie sich bedeckt. Mary Codman, eine reiche Amerikanerin, die ebenfalls in Laufenburg lebte, zählte zu ihren wenigen engeren Kontakten.
Mit Einbruch des Ersten Weltkriegs wurde das Misstrauen gegen die geheimnisvolle Fremde auch bei den Behörden immer größer, sie landete im Gefängnis. Doch der Verdacht, sie könne eine russische Spionin sein, lies sich nicht erhärten. Sie kam frei.
Auf der anderen Rheinseite dampfte noch während des Krieges ein Mann, der sich Lenin nannte, mit einigen Getreuen von Zürich aus mit einem Zug zurück in seine Heimat. Er war entschlossen, sein Land zu verändern. Fast zeitgleich verschwand auch Olga von Leonowa mit unbekanntem Ziel. Sie hatte all ihre Habe zurückgelassen. Ihre Spuren verloren sich schließlich in den Wirren des Krieges. Doch Mary Codman gab nicht auf.
Madame Codman und die traurige Gräfin
Erscheinungsdatum 12.07.2023
Gmeiner Verlag
278 Seiten
20 Euro Print/14, 99 EBook